Mittwoch, 31. Januar 2018

Demenz-Fachkonferenz im Haus der Bürgerschaft

Präsident Christian Weber steht am Rednerpult im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft

Bürgerschaftspräsident Christian Weber begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Demenz-Fachkongresses

Hochkarätiges Fachpublikum hat heute und morgen (31.1./1.2.) das Haus der Bürgerschaft in Beschlag genommen. Begrüßt von Bürgerschaftspräsident Christian Weber treffen sich Teilnehmende der Fachkonferenz „Leben mit Demenz in der Kommune – Vernetztes Handeln vor Ort“ in Bremen. Es geht um das Bundesmodellprogramm der Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz. Ein erstes Programm-Highlight war das Gespräch zwischen Bremens Alt-Bürgermeister Dr. Henning Scherf und NDR-Talk-Lady Bettina Tietjen.

Eigentlich sollte politische Prominenz mit Ministerin und Staatssekretärin die Fachkonferenz eröffnen. Moderatorin Bettina Tietjen musste sie aber entschuldigen, mit gutem Grund: gerade gestern/heute stehen Themen wie Pflege im Mittelpunkt der Koalitionsverhandlungen in Berlin. Das bedeutet Anwesenheitspflicht für die Ministerin und ihre Vertreterin. Wichtige Impulse für das hochkarätige Fachpublikum gab es von Bremens Senatorin Anja Stahmann und Peter Gaymann. Dieser ist als Cartoonist zuständig für die Rubrik „Demenz und Humor“. Es sind nicht die lauten Lachsalven, sondern verständiges Schmunzeln, das seine Arbeiten hervorrufen.

Christian Weber stellte ein altes nigerianisches Sprichwort seinen Gedanken voran. Es lautet: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ Weber: „Dahinter steckt die Idee, dass Kinder in einem breiteren sozialen Gefüge aufwachsen, dass sie Ansprache und Fürsorge auch außerhalb der Familie finden und dass die Erziehung, also auch viel Arbeit, auf Verwandte und Nachbarn verteilt ist und nicht nur auf zwei Schultern ruht. Sollte Ähnliches nicht auch für den Umgang mit Demenz gelten? Ich denke doch, es bedarf eines überfamiliären, gut funktionierenden und professionellen Netzwerkes, das einen menschenfreundlichen und würdevollen Umgang mit Demenz-Erkrankten ermöglicht. In Bremen verfügen wir über eine sehr gute, stabile Struktur, um Betroffenen und Angehörigen zu helfen und ihnen mehr Sicherheit zu geben. Die Palette reicht von der zentralen Beratungsstelle DIKS bis zu den dezentralen Gruppen in den Stadtteilen.“ Viele Initiativen nutzen den zweitätigen Kongress, mit Info-Ständen auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen.

Für Christian Weber ist aber auch klar, dass die Pflege von Angehörigen eine große Bürde für Familien darstellt. In Deutschland gibt es rund 2,9 Millionen Pflegebedürftige, gut zwei Drittel davon werden von Angehörigen versorgt oder durch ambulante Dienste. Allein in Bremen sind mehr als 12 000 Menschen an Demenz erkrankt, jährlich kommen knapp 3000 neue Fälle hinzu. Wer zu Hause pflegt, arbeitet oft genauso hart wie jemand im Berufsalltag – nur, wenn er keine Hilfe hat, länger als ein Vollerwerbstätiger. Es muss noch viel getan und geregelt werden, damit sich Beruf und Pflege besser vereinbaren lassen.“