Donnerstag, 12. April 2018

Bürgerschaft begrüßt neuen Kunststipendiaten

Er ist Stipendiat Nr. 44: Ugur Karatas, 26 Jahre, aus der Partnerstadt Izmir in der Türkei. Im Rahmen des Bremer Kunststipendiums hat er seit Februar in der Hansestadt gelebt und gearbeitet. Bevor seine Zeit in Deutschland mit Ablauf des Monats endet, zeigt er seine Werke im Haus der Bürgerschaft, wie es die Kunststipendiaten traditionell machen. Heute (12.4.), wurde die kleine Ausstellung offiziell von Parlamentspräsident Christian Weber eröffnet.

Christian Weber, Ugur Karatas, Dr. Katerina Vatsella (v.l.n.r.)

Bereits vor einem Jahr habe Ugur Karatas nach Bremen kommen wollen, berichtete Kuratorin Katerina Vatsella dem Publikum bei der Eröffnung, doch es habe Schwierigkeiten mit dem Visum gegeben. Christian Weber zeigte sich sehr erfreut, den Künstler aus Izmir nun doch begrüßen zu können: "In diesen Zeiten ist es sehr wichtig, unsere Verbindung in die Türkei aufrechtzuerhalten. Politiker wie ich mögen diese Städtepartnerschaften beschlossen haben, aber Leute wie Ugur Karatas füllen sie mit Leben."

Geboren in Bitlis im Südosten der Türkei, kam Ugur Karatas mit seiner Familie 2006 nach Istanbul, wo er seinen Schulabschluss machte. Von 2010 bis 2015 studierte er danach an der Fakultät für Bildende Kunst der Dokuz Eylül Universität in Izmir Malerei und schloss sein Studium mit dem BA ab. Zwischen 2015 und 2017 hat er Kunst an Staatlichen Schulen unterrichtet und deutschsprachige Kurse besucht. Er hat an einigen Ausstellungen in der Türkei teilgenommen, in Izmir, Ankara und Istanbul.

Ugur Karatas ließ bald das traditionelle akademische Gestalten hinter sich und versuchte eigene Wege. Zunächst schuf er viele Porträts in Öl und Acryl, die er mehr oder weniger abstrahierte. Beides, Figuration und Abstraktion sind für ihn nach wie vor interessant. Schon während seiner Ausbildung hat er begonnen, sich intensiv mit Druckgrafik zu beschäftigen und verschiedene Techniken zu kombinieren. Besonders befasst er sich mit Monotypien, also Einzeldrucke, die er auf unkonventionelle Weise aus den unterschiedlichsten Materialien herstellt und überarbeitet. So lässt er beispielsweise durch den Einsatz von Alltagsdingen wie Schnüren, Stoffen, Sportschuhteilen oder Noppenfolie unter der Druckpresse abstrakte Figurationen entstehen. Es sind vorwiegend kleinformatige Arbeiten, die eine große Bandbreite von Variabilität an Schattierungen und Farbgebung aufweisen.

Ugur Karatas arbeitet gerne seriell. Das können kleine Auflagen von Drucken mit der Handpresse sein, die er zu Unikaten überarbeitet, das können Öl- und Acrylbilder oder auch Collagen sein. So zum Beispiel eine Reihe kleiner Collagen mit dem Titel „Animal Side“, in denen er Fragmente von Mensch und Tier zu ironisch-hintergründigen Mischwesen zusammenfügte und übermalte. Oder mehrere Ölbilder unter dem Titel „Field series“, in denen er abstrakte Linien und Flächen mit pastosem Auftrag zu merkwürdigen, dramatischen Landschaften von starker Farbigkeit und glänzender Oberfläche formte. Noch am Anfang seines Weges als Künstler, experimentiert er gerne mit Materialien und Techniken. Dabei gilt sein Interesse besonders der Form, der Textur, der Transparenz und der Vielschichtigkeit einer Figur oder einer Komposition.

Die Ausstellung kann bis 24.5. während der Öffnungszeiten des Hauses im 1. Obergeschoss besichtigt werden.