Mittwoch, 10. September 2014

Politik soll sich vor Wahl zur Plattdeutsch-Förderung bekennen

Plattdeutsch soll zu einem Wahlprüfstein für die kommende Bürgerschaftswahl werden. Darauf hat sich der Beirat Niederdeutsch in seiner jüngsten Sitzung (9. September) verständigt. Die Parteien, die am 10. Mai 2015 um die Stimmen der Bremerinnen und Bremer ringen, sind aufgefordert, in ihren Wahlprogrammen zu erklären, ob sie die Förderung der Sprache in einem späteren Koalitionsvertrag beziehungsweise Regierungsprogramm festschreiben möchten. Wenn ja, müssten sie im Bildungs- und Schulbereich dafür Sorge tragen, dass Plattdeutsch in allen Schulstufen zu einem verlässlichen Unterrichtsangebot entwickelt, Plattdeutsch in der Lehreraus- und -fortbildung etabliert und die Sprache in der Ausbildung von Pflegerinnen und Pflegern gelehrt wird. Es sind noch weitere Appelle, die sich an die Parteien richten: die Wahl eines/einer Beauftragten für die Angelegenheiten des Niederdeutschen oder die verstärkte, auch finanzielle Unterstützung des bremischen Instituts für niederdeutsche Sprache. 



In Bremen nehmen vom kommenden Schuljahr an vier Grundschulen das Fach Plattdeutsch für zwei Stunden wöchentlich in den Stundenplan auf. Der Beirat sieht darin einen lobenswerten Anfang, dem allerdings ein systematisches Angebot im Unterricht folgen müsse. Plattdeutsch biete den Schulen eine gute Möglichkeit, sich ein eigenes Profil zu verschaffen. Auch in Kindertagesstätten müsse Plattdeutsch verlässlich Einzug halten. Die „Plattsnacker“ im Gremium wiesen noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass die Förderung des Niederdeutschen keine Kann-, sondern laut der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen eine Muss-Bestimmung sei. Bremen habe bereits vor 15 Jahren als eines der acht betroffenen Bundesländer das Niederdeutsche unter den Schutz dieser Charta gestellt. Der Sachverständigenausschuss des Europarates mahnte gerade wieder Handlungsbedarf an. „Man wartet auf Impulse aus Bremen; das ist eine Baustelle“, betonte ein Beiratsmitglied. Bürgerschaftspräsident Christian Weber, der dem Beirat vorsitzt, nahm das Baustellen-Bild auf: „Aber es passiert etwas, und das Werk schreitet voran – das ist wesentlich der Beiratsarbeit zu verdanken.“ Weber setzt sich in seiner Partei, der SPD, dafür ein, im Wahlprogramm die Belange des Plattdeutschen aufzunehmen. Niederdeutsch müsse bei der Umsetzung eines schulischen Mehrsprachigkeitskonzeptes mittelfristig als durchgängiges Fach strukturell und praktisch abgesichert werden. 



Der Beirat Niederdeutsch ist von der Bremischen Bürgerschaft eingesetzt worden. In ihm sind Abgeordnete, Vertreter/innen der mit dem Schutz des Plattdeutschen befassten Senatsressorts, Mitarbeiter/innen des Instituts für niederdeutsche Sprache sowie Angehörige von niederdeutschen Verbänden, Vereinen, Bildungs- und Kultureinrichtungen vertreten.