Mittwoch, 22. Dezember 2021

Dritte Sitzung des "Forums zur Förderung Jüdisches Lebens" erneut online

Das „Forum zur Förderung des Jüdischen Lebens im Land Bremen“ ist am Dienstag, 21. Dezember 2021, zu seiner dritten Sitzung zusammengekommen. Coronabedingt haben sich die Teilnehmer:innen erneut per Videokonferenz, unter Leitung von Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff, getroffen. Gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte ist Frank Imhoff Schirmherr des Forums. Der Bürgermeister konnte aufgrund der Ministerpräsident:innenkonferenz nicht am Forum teilnehmen.

Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff: "Wenn es um das Jüdische Leben in unserem Land geht, war es für mich ein Jahr mit Licht und Schatten: Wir haben in diesem Jahr 1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Dank des Engagements der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen, der Jüdischen Gemeinde Bremen und vielen Partnern ist dieses Jubiläum wunderbar genutzt worden, um jüdisches Leben in unserem Bundesland sichtbarer zu machen. Auch als Parlament haben wir in diesem Jahr immer wieder unterstrichen, wie wichtig uns das Jüdische Leben, aber auch die Sicherheit der Menschen mit jüdischen Glauben hier und bundesweit ist. Und da liegt auch der Schatten: Übergriffe, Beschimpfungen, Drohungen und Verunglimpfungen sind leider keine Ereignisse mit Seltenheitswert in unserem Land. In der Corona-Pandemie haben antisemitische Parolen und Verharmlosungen von Verbrechen gegen Jüdinnen und Juden zugenommen - und sie werden zu oft unwidersprochen hingenommen. Das macht mich fassungslos und wütend!"

Thema in der Sitzung war u. a. eine „Bestandsaufnahme der Erinnerungskultur und –arbeit im Land Bremen“, die von Dr. Thomas Köcher, Leiter der Landeszentrale für Politische Bildung, vorgestellt wurde. So wurde von Köcher beispielsweise angesprochen, dass es in Bremen keine zentralen Ansprechpartner:innen im Bereich der Erinnerungskultur gebe. Vielmehr existiere eine Vielzahl an Akteur:innen (Institutionen, Vereine, Initiativen und Privatpersonen), die in unterschiedlichen Konstellationen die gemeinsame Erinnerungskultur in Bremen prägten. Außerdem stehe die Erinnerungskultur vor größeren Herausforderungen, wie dem Generationswechsel und der Digitalisierung.

Darüber hinaus legte die Arbeitsgruppe „Neues Konzept zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht“ unter der Federführung der Bremischen Bürgerschaft dem Forum einen Zwischenbericht vor. Bei der jährlichen Gedenkveranstaltung am 9. November soll das traditionelle Gedenken am „Schwarzen Stein“ am Landherramt zwar beibehalten werden, allerdings soll der Veranstaltungsrahmen erweitert werden, u.a. durch die vermehrte Miteinbeziehung von Schulen.

Norbert Schlichting berichtete darüber hinaus als Vertreter Bremens über die Arbeit der „Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens“. Der Arbeitskreis „Jüdische Kulturtage“ unter der Leitung von Elvira Noa berichtete von den Schwierigkeiten der Planung der „Jüdischen Kulturtage“ aufgrund der Corona-Pandemie. Die Jüdischen Kulturtage fanden im August in Bremen statt. Mithilfe finanzieller Unterstützung konnte anlässlich zu „60 Jahren Bremer Synagoge“ während der Kulturtage eine neue Torahrolle eingeweiht werden. Hermann Kuhn von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen stellte ebenfalls die Aktivitäten vor, die im laufenden Jahr zu "1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland" durchgeführt worden sind.

Weitere Themen des Forums waren u.a. die Einbindung einer RIAS-Meldestelle für antisemitische Vorfälle in vorhandene Bremer Netzwerke sowie Maßnahmen und Handreichungen zum Umgang mit Antisemtismus an Schulen sowie bildungspolitische Arbeit, um die Vielfalt jüdischen Lebens auch im Unterricht zu verankern. Viel zu oft beschränke sich Unterricht bei der Behandlung von jüdischem Leben und Kultur ausschließlich auf die Zeit des Nationalsozialismus.

Die vierte Sitzung des Forums zur Förderung des jüdischen Lebens im Land Bremen wird voraussichtlich Mitte 2022 stattfinden. Das Forum wurde auf einen Beschluss der Bremischen Bürgerschaft nach dem Anschlag von Halle im Oktober 2019 von seiner bisherigen Form als Arbeitskreis beim damaligen Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber in einen festen Rahmen überführt. Es soll das jüdische Leben im Land Bremen fördern und durch Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur und Erinnerungsarbeit im Alltag sichtbar machen. Zudem soll es der Vernetzung der engagierten gesellschaftlichen Akteure dienen und über jüdische Religion und Tradition in Geschichte und Gegenwart aufklären.