Freitag, 30. Oktober 2020

Enquetekommission berät über klimagerechte Stadtentwicklung

Wie können der Gebäudebestand und das Wohnen in Bremen klimafreundlicher gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Enquetekommission „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ am Freitag (30. Oktober) in ihrer Sitzung in Halle 7, die aufgrund der aktuellen Situation teilweise als Videokonferenz stattfand. Ebenfalls auf der Agenda: „Die Stadt der kurzen Wege“, für die es unter anderem Inspiration aus Berlin gab.

Die Enquete-Kommission tagt in Halle 7

Sitzung in Halle 7

Im Land Bremen stehen rund 140.000 Wohngebäude, aufgeteilt in 362.000 Wohnungen. Das Potenzial, in diesem Bereich Energie und somit CO2 einzusparen, ist entsprechend groß. „Fordern und fördern“ muss laut Hans Erhorn, Berater beim Fraunhofer-Institut für Bauphysik, dafür das Motto sein, um die Gebäude klimafreundlich zu sanieren.

Ziel sei unter anderem, die dürftige Ausstattungsquote mit Wärmepumpen von fünf Prozent zu erhöhen oder das bestehende, jährliche Photovoltaik-Potenzial von 1.950 Megawatt besser auszuschöpfen. Bisher seien davon nämlich erst 38,4 Megawatt verbaut. Gebäude in öffentlicher Hand müssten grundsätzlich als Vorbildfunktion für die vielen privaten Eigentümer dienen, um ihnen auch die Wirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen näherzubringen. „Zeigen Sie der Bevölkerung, wie gut das aussieht und funktioniert!“, so Erhorns Appell an die Politik.

Eine Herausforderung bestehe darin, dass es in Deutschland traditionell einen flächenmäßig überdurchschnittlichen Wohnbedarf von knapp 50 Quadratmetern pro Person gebe. In Japan betrage dieser Wert nicht einmal sechs Quadratmeter, erklärte BREBAU-Geschäftsführer Thomas Tietje den Anwesenden. Um dem damit verbundenen hohen Energieverbrauch zu begegnen, könnten beispielsweise fortschrittliche Smart-Home-Technologien zum Einsatz kommen, um den Energie- und Wärmebedarf passgenauer steuern zu können.

Der andere große Themenkomplex der 6. Sitzung der Enquetekommission betraf die Stadtentwicklung und -Infrastruktur. Dazu präsentierte Bremens Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther die Pläne für eine „Stadt der kurzen Wege“. Es müssten Stadtteilzentren und Nahversorgungsstrukturen gestärkt werden, um unnötige Fahrten mit dem Auto zu reduzieren. Entsprechende Wohnprojekte wie das Tauwerkquartier in Bremen-Nord oder die Gartenstadt Werdersee könnten als Vorzeigemodell dienen, zumal diese bereits von der Klimaschutzagentur „energiekonsens“ als besonders klimafreundlich ausgezeichnet worden seien.

Weitere Inspiration gab es aus der Bundeshauptstadt von Elke Plate, der Projektleiterin des „Stadtentwicklungsplans Klima Berlin“. Ein zentrales Thema darin: Die Anpassung der Stadtinfrastruktur an das sich verändernde Klima. Man erwarte für das Jahr 2050 ein Stadtklima wie es in Rom 1990 geherrscht habe, so Plate – entsprechend groß seien die Herausforderungen, um das Wohnen angenehm zu gestalten. Ganz so extreme Klimaprognosen gebe es für Bremen zwar nicht, dennoch gebe es Überschneidungspunkte zwischen der Hansestadt und Berlin; man könne voneinander lernen.

Die nächste Sitzung der Enquetekommission soll am 27. November stattfinden.