Freitag, 22. Juni 2012

Weltweite Schuldenkrise und nationale Parteienlandschaft neu in der Bibliothek

Die Bremische Bürgerschaft hat zwei neue, äußerst kontroverse Bücher in den Bestand ihrer Bibliothek aufgenommen.  Die beiden Texte befassen sich mit aktuellen Entwicklungen, wie der weltweiten Schuldenkrise und dem Erfolg der Piratenpartei in Deutschland, und die Autoren analysieren sie auf ihre eigene Art und Weise, abseits vom Mainstream. Diese Bücher wurden in der Presse viel diskutiert und haben, trotz provokanter Auseinandersetzung mit ihren Themen, durchaus positive Kritiken bekommen.

David Graeber, Professor am Goldsmith College der Unversity of London, beschreibt in seinem Werk „Schulden: die ersten 5000 Jahre“ die Wurzeln von weltweiten Schuldenkrisen. So treibe die Erfindung des Kredits seit 5000 Jahren Menschen in die Sklaverei. Die Geschichte der Menschheit sieht Graeber als eine Geschichte der Schulden. Diese Verbindlichkeiten stärkten die Macht der Herrschenden und führten dazu, dass sich Menschen verpflichten würden, Forderungen zu bezahlen, die sie in ihrem ganzen Leben nicht begleichen könnten. Dies ist für ihn unverständlich und fatal für das aktuelle Finanzsystem. Aus der historischen Erfahrung ergebe sich so eine gesteigerte Gefahr für Revolutionen und politische Umwälzungen.
David Graeber war bis 2007 Professor für Ethnologie and der Yale University und ist ein bekannter sozialer und politischer Aktivist. So nahm er 2002 and den Protesten beim Weltwirtschaftsforum in New York teil und ist in der amerikanischen „Occupy“-Bewegung aktiv.

Martin Häusler hingegen beschäftigt sich mit einem deutschen Phänomen. Dem Erfolg der Piratenpartei bei der Berliner Landtagswahl. Der Journalist und Autor kommt dabei zu dem Schluss, dass die „Piraten“ hauptsächlich vom  gesellschaftlichen Protest gegen die etablierten Parteien profitiert hätten. Die Menschen seien den großen Parteien überdrüssig, da diese innerlich zerrissen, programmatisch egozentrisch und von Lobbygruppen vereinnahmt seien und somit ihre Glaubwürdigkeit verspielt hätten. Den Erfolg der „Piraten“ hält er für logisch erklärbar und in der Schwäche der anderen Parteien begründet. Dabei geht Häusler nicht davon aus, dass die „Piraten“ schnell von der Bildfläche verschwinden.

Beide Bücher sind in die Sammlung der Bibliothek der Bürgerschaft aufgenommen und können dort, neben vielen anderen Werken, eingesehen und entliehen werden.