Montag, 09. November 2020

Erinnerung an Opfer der Novemberpogrome

Mit einer Gedenkstunde am Mahnmal in der Dechanatstraße haben Mitglieder der Bremischen Bürgerschaft heute an die Opfer der Pogrome am 9. November 1938 erinnert. Fünf Bremer Jüdinnen und Juden waren in jener Nacht ermordet worden. Bürgerschaftpräsident Frank Imhoff erinnerte in seiner Rede an das Leid dieser und vieler weiterer Menschen. Coronabedingt war die Veranstaltung in diesem Jahr auf einen kleinen Personenkreis beschränkt worden.

Das Präsidium der Bürgerschaft steht vor dem Mahnmal

Gedenkstunde am Mahnmal vor dem Landherramt

"Wie hat es sich damals angefühlt, Jude in Bremen zu sein? Ahnten die Menschen, welches Unheil diese Nacht über sie bringen würde?", fragte Frank Imhoff in seiner Ansprache. "Welchen Schmerz fühlten sie, als die Gräber ihrer Familien in Bremen-Hastedt und Bremerhaven-Lehe geschändet wurden? Welch eine Angst muss jedes Gemeindemitglied um sein eigenes Leben und um das seiner Angehörigen gehabt haben?"

Es mache ihn wütend, so Imhoff weiter, dass antisemitische Äußerungen wieder salonfähig würden. Die Politik sei in der Pflicht, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Als Gastredner hatte die Bürgerschaft in diesem Jahr den Berliner Mike Delberg eingeladen. Delberg, der seit anderthalb Jahre öffentlich eine Kippa trägt, hatte bereits vor der Veranstaltung im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des Schulzentrums Rübekamp von seinen Erfahrungen berichtet.

Trotz vieler positiver Reaktionen mache ihm der alltägliche Hass gegenüber Juden Angst, sagte Delberg in seiner Rede bei der Gedenkstunde. "Es liegt an uns, an jedem Einzelnen von uns, einzugreifen, wenn Menschen sich wieder anfangen zu radikalisieren, Feindbilder zu schaffen, Andersgläubige, Andersdenkende, Anders-Liebende und anders Aussehende auszugrenzen und den Holocaust als 'Vogelschiss' in unserer Geschichte zu bezeichnen."

Landesrabbiner Netanel Teitelbaum schloss die Veranstaltung mit einem Gebet.

Das Video der Gedenkstunde finden Sie in unserer Mediathek auf vimeo. Die Reden von Frank Imhoff und Mike Delberg können als pdf-Datei heruntergeladen werden.