Freitag, 21. Oktober 2022

Jubiläum der "BremVerf": Vor 75 Jahren trat die Bremische Landesverfassung in Kraft

Bremen im Herbst 1947: Eine in weiten Teilen durch Bombenangriffe zerstörte Stadt. Häuser in Trümmern, Straßen schwer beschädigt, Wohnungen fehlen, Nahrungsmittel sind knapp. Und in all dem: Arbeitet seit dem Frühjahr eine Kommission an dem Text einer neuen Landesverfassung, die der Senat dem Volk am 12. Oktober zur Billigung via Volksentscheid vorlegt. 72,5 Prozent der Bürger:innen stimmen dafür. Daraufhin verkündete der Senat den Text  am 21. Oktober 1947; am Folgetag trat sie in Kraft. In diesem Jahr jährt sich die Inkraftsetzung unserer Landesverfassung zum 75. Mal.

AUf den Bänken im Gerichtssaal sitzen viele Leute, fast ausschließlich Männer. Sie lauschen einem Redner außerhalb des rechten Bildrands.

Erste Sitzung der ernannten Bürgerschaft im Gerichtssaal

Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff: "Unsere Landesverfassung ist seit 75 Jahren die Gebrauchsanweisung für unsere freiheitliche Demokratie, unsere Grund- und Werteordnung und unser gesellschaftliches Zusammenleben. Sie bildet damit noch heute das Fundament unseres Bundeslandes."

Trotz ihrer Grundsätzlichkeit dürfe eine Verfassung nicht in Stein gemeißelt sein, sondern müsse sich der Gesellschaft ihrer Zeit anpassen. Ihre Veränderung sei zu Recht an strenge Voraussetzungen geknüpft, so Imhoff. Und in der Tat: Die Bremische Bürgerschaft hat in diesem Rahmen immer wieder Änderungen an der Landesverfassung beschlossen. Insgesamt 35 Mal. Jüngstes Beispiel ist die Aufnahme von Kinderrechten in die Verfassung. Die Bürgerschaft hatte diese Änderung im Mai dieses Jahres beschlossen. Notwendig für Änderungen an der Landesverfassung ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit.

"Es sind in all den 75 Jahren aber vor allem die Bremerinnen und Bremer, die Bremerhavenerinnen und Bremerhavener gewesen, die für eine lebendige Demokratie gesorgt haben. Ohne zivilgesellschaftliches Engagement bleibt der beste Verfassungstext nur ein Stück Papier", betont der Landtagspräsident.

Die Bremische Bürgerschaft hat das Jubiläumsjahr der Landesverfassung zum Anlass genommen und erarbeitet erstmalig eine Landesverfassung in Einfacher Sprache. Einfache Sprache ist eine vereinfachte Version der deutschen Standardsprache. Der Sprachstil ist verständlicher: Sie verzichtet auf komplizierte Satzstrukturen oder wenig bekannte Fremdwörter. Die 155 Paragraphen werden dazu von Expert:innen der Lebenshilfe Bremen und einem Team der Bürgerschaftskanzlei in Einfache Sprache übersetzt. Imhoff: „Unsere Verfassung ist für alle Menschen aus Bremen und Bremerhaven da – und soll deshalb auch für alle verständlich sein. Nur so können wir die Demokratie zusammen schützen und verteidigen.“ Diese besondere Auflage der Landesverfassung wird voraussichtlich im ersten Quartal 2023 vorgestellt.

Neben dem Verfassungsjubiläums feiert auch das Land Bremen in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Die Bremische Bürgerschaft und der Senat der Freien Hansestadt Bremen laden deshalb Bürger:innen zu einem Konzert der besonderen Art ein:

Ein Festkonzert mit Brahms, Bremen und den Stadtmusikanten!
am Freitag, den 28. Oktober 2022 um 19:30 Uhr
im Konzerthaus Die Glocke
(Domsheide 6-8, 28195 Bremen)

Unter der Leitung von Florian Ludwig spielen die Bremer Philharmonikern einen bunten Mix besonderer Stücke, die Bezüge zu Bremer Themen haben: Bassbariton Karsten Küsters singt die Arie eines Hundes, Sporanistin Elisa Birkenheier interpretiert „Non, Monsieur, mon mari“ aus Les mamelles de Tirésias (1947), genauso vertreten ist eine Variation über die Stadtmusikanten sowie ein Satz aus Brahms dritter Sinfonie. Sie steht neben einem Othello, es gibt Bezüge zu Bremen als Stadt der Raumfahrt mit der "Star Wars"-Suite sowie nach Übersee – Überraschungen inklusive!

Komponisten wie Rolf Liebermann und Richard Mohaupt, Francis Poulenc und Dmitri Schostakowitsch, aber auch Carl Reinthaler, der ehemalige Bremer Domorganist und Musikdirektor der Stadt, werden an diesem Abend neben Brahms und John Williams gespielt.

Es sind noch wenige Tickets verfügbar! Bremen- und Musikfans bekommen die Tickets für 10 Euro pro Person auf allen Plätzen – ein Getränk in der Pause ist pro Karte inbegriffen. Die Tickets sind erhältlich im Ticket-Service in der Glocke, im Webshop oder telefonisch unter 0421-336699.