Donnerstag, 12. April 2012

Weitere Klinikmitarbeiter und -mitarbeiterinnen befragt

Der Untersuchungsausschuss „Krankenhauskeime“ hat in seiner heutigen (12. April) 13. öffentlichen Beweisaufnahme am Vormittag Dr. Wolfgang Marg, den kommissarischen Direktor der Prof.-Hess-Kinderklinik, befragt. Er war in diese Funktion eingesetzt worden, nachdem Prof. Hans-Iko Huppertz, dessen Arbeit Dr. Marg heute ausdrücklich lobte, durch den Klinikverbund (Dr. Hansen) fristlos entlassen worden war.

Dr. Marg gab vor allem Auskunft zu Fragen der Personalsituation in Krankenhäusern insgesamt, die er als tendenziell unterbesetzt charakterisierte, wenn er auch ausschloss, dass dies auf der Neonatologie nach der Wiedereröffnung 2012 der Fall gewesen sei. Er kritisierte eine schleppende Wiederbesetzung freiwerdender Stellen und hergebrachte Beharrungstendenzen in den Krankenhäusern der GeNo, die, so Dr. Marg, einer sinnvollen, patientengerechten Entwicklung zuweilen noch immer im Wege stünden. Zu spät sei in Bremen auf die seit den neunziger Jahren bekannten Folgen der Einführung der Fallpauschalen für die Krankenhausentwicklung reagiert worden, so dass der Nachholprozess der letzten Jahre sehr einschneidend sei. Die Etablierung des standortübergreifenden Mutter-Kind-Zentrums und die Zentralisierung der Neonatologie sei medizinisch der richtige Weg, ebenso die Lehren, die jetzt aus der entstandenen Situation für die Frühchenversorgung auch in den Kliniken Nord und Links der Weser gezogen würden. Zur Hygienesituation betonte Dr. Marg die noch aus 2011 stammende externe Zertifizierung, die keine Versäumnisse aufgezeigt habe, aber auch, dass der praktische Alltag bisher zu wenig Gegenstand der Beobachtung durch Hygieneexperten gewesen sei. Dies zu ändern, sei wichtig, aber auch teuer, da dafür Zeitkontingente der Mitarbeiter/innen zur Verfügung stehen müssten. Nirgendwo in Deutschland werde dies bisher hinreichend berücksichtigt.

Am Nachmittag setzte der Ausschuss seine Befragungen mit dem Leiter des betriebsärztlichen Dienstes des Klinikums Bremen Mitte, Dr. Hubertus von Schwarzkopf, fort. Er nahm Stellung zu den in seinem Institut durchgeführten Personalscreenings. Sowohl im November 2011 als auch bei den anlässlich der Keimvorfälle im Februar 2012 ausgeweiteten und wiederholten Screenings sei bisher nicht eine einzige positive Probe gefunden worden. Für das Personal sei die Situation sehr belastend; dennoch hätten alle Mitarbeiter/innen bereitwillig an den Screenings mitgewirkt. Dass der betriebsärztliche Dienst solche Screenings durchführt, sei an sich keine glückliche Situation, weil die Aufgabe des Betriebsarztes der Schutz der Mitarbeiter/innen sei und nicht der Schutz Dritter nach dem Infektionsschutzgesetz.

Die ehemalige kommissarische Leiterin (bis September 2011) des Eltern-Kind-Zentrums, Angela Peter, erläuterte dem Ausschuss die Funktion des Zentrums und seiner Leitung innerhalb des Klinikverbunds. Die Fragen bezogen sich vor allem auf die Personalsituation im Zuge der Zentralisierung im Klinikum Mitte. Die Lösung von Personalproblemen geschehe vor dem Hintergrund, so Angela Peter, einer generell bestehenden Unterfinanzierung des Personals in deutschen Kliniken und eines Arbeitsmarkts, der Besetzungen in Spezialbereichen oftmals erschwert. Peter betonte den ökonomischen Nutzen, aber auch die vielfältigen Schwierigkeiten der Zentralisierung. Entscheidend sei das Wie der Umsetzung, da auch zu den abgebenden Kliniken ein Vertrauen aufgebaut gewesen sei, dass nicht zerstört werden dürfe.

Die weiteren geladenen Zeuginnen und Zeugen, auf der neonatologischen Station tätige Pflege- und Reinigungskräfte, verweigerten im Hinblick auf eine mögliche Selbstbelastung die Aussage.