Donnerstag, 19. April 2012

RKI-Experte und ehemaliger Neonatologie-Chefarzt vor dem Untersuchungsausschuss

Am Vormittag seiner heutigen (19. April) 15. öffentlichen Beweisaufnahme hat der Untersuchungsausschuss „Krankenhauskeime“ den ehemaligen (bis 2006) Chefarzt der Neonatologie am Klinikum Bremen-Mitte, Dr. Klaus Albrecht, befragt. Dr. Albrecht berichtete über den Aufbau einer eigenständigen neonatologischen Station am Klinikum seit 1986 und von den fortgeschrittenen Überlebenschancen und – damit einhergehend – den großen Risiken, denen die sehr früh geborenen Kinder ausgesetzt sind. Keimbefälle und auch Infektionen seien bei den geschwächten Frühchen häufig und beruhten auf einer Vielzahl verschiedener Erreger. ESBL-bildende Klebsiellen, wie bei den untersuchten Keimvorfällen, seien insgesamt eher selten. Der Ausschuss fragte außerdem nach dem Zweck der Zentralisierung der Frühchenstationen und nach den Erfahrungen von Dr. Albrecht mit der Personalausstattung seiner Station bis 2006. Diese sei ausreichend gewesen, doch sei dies nicht pauschal zu beurteilen, sondern stets abhängig von der Belegung und den Krankheitsbildern der Kinder.

Am Nachmittag setzte der Ausschuss seine Befragung mit Dr. Tim Eckmanns fort, dem Leiter des Teams des Robert-Koch-Instituts. Er erläuterte dem Ausschuss die Tätigkeit des RKI auf der Station sowohl ab November 2011 als auch erneut seit Februar 2012 und bestätigte eine gute Zusammenarbeit mit der Klinik und den bremischen Behörden. Die Quelle der Keime sei noch immer unbekannt und könne, wie in vielen anderen Fällen auch, trotz aller Anstrengungen unbekannt bleiben. Gänzlich irritierend sei bisher das Wiederauftreten des Keims nach der Renovierung der Station, zumal durch Personalscreening bislang kein Keimträger und auch bei Umgebungsuntersuchungen auf der Station nichts Relevantes gefunden worden sei. Ein Keimeintrag von außen sei ebenfalls nach den durchgeführten Untersuchungen praktisch auszuschließen. Gegen die Wiedereröffnung der Station im Januar habe aus seiner Sicht nichts gesprochen. Er erachte weiterhin die im Zwischenbericht des RKI schon beschriebene Person-zu-Person-Übertragung für die wahrscheinlichste Ursache der Übertragung auf die Kinder, die aber keine Erklärung für die Quelle der Keime biete. Er kritisierte, dass das Klinikum zwar im Wesentlichen die Empfehlungen umgesetzt habe, das zweimal wöchentlich durchzuführende Screening der Frühchen aber im Februar wieder reduziert gehabt habe.

Der Ausschuss erwartet den von Dr. Eckmanns avisierten Abschlussbericht mit großer Spannung. Herr Eckmanns erklärte, einen Termin dafür nicht nennen zu können. Der Bericht könne jedoch frühestens Ende Mai, eher erst im Juni vorgelegt werden.