Samstag, 20. Juni 2020

Gedenken an die Opfer von Murat

Bremens Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff hat heute (20. Juni) an einer Gedenkveranstaltung im französischen Murat teilgenommen. 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dort an die Opfer von Razzia und Deportation erinnert. Viele von ihnen wurden damals als Zwangsarbeiter beim Bau des Bunker Valentins in Bremen-Farge eingesetzt - nur wenige der Deportierten überlebten.

Präsident Imhoff: „Wer nach Bremen kam, wurde zu Schwerstarbeit abkommandiert. Trotz Hunger, trotz Kälte, trotz Krankheit. Die Zwangsarbeiter hatten keine Namen mehr, sie waren nur noch Nummern. Austauschbar. Das war vor unserer Haustür - in Bremen, an der Weser, in unserer Stadt.“ Murats Bürgermeister Gilles Chabrier erinnerte an die wenigen Überlebenden aus den Lagern, die vor 75 Jahren zurückkamen, „ausgezehrt und abgemagert, ihre Körper hingen in Kleidern, die ihnen in wenigen Monaten viel zu groß geworden waren.“

Murat war am 24. Juni 1944 Opfer einer sogenannten „Vergeltungsmaßnahme“ der deutschen Wehrmacht geworden: 119 Männer wurden damals nach Deutschland deportiert und mussten insbesondere am Bunker Valentin Zwangsarbeit leisten. Nur 34 von ihnen kamen zurück nach Murat. „Als der Krieg vorbei war, starb in Murat langsam die Hoffnung auf eine Rückkehr der Männer, Väter, Großväter. Das Ausmaß der Tragödie wurde erst jetzt deutlich: Murat wurde zu einem ‚Dorf der schwarzen Witwen‘“, so Imhoff weiter, der am Nachmittag am Landesdenkmal zur Erinnerung an die Deportierten, am Place du Balat, einen Kranz niederlegte.

Vor einem Jahr hatten Bremen und Murat einen Jugendaustausch initiiert: Im November besuchten sechs Jugendliche aus Murat für eine Woche Bremen und besichtigten unter anderem den Bunker Valentin, das KZ Neuengamme und nahmen an der „Nacht der Jugend“ teil. Die Kosten des Austauschs tragen Senatskanzlei und Bremische Bürgerschaft. Der Gegenbesuch der Bremer Schülerinnen und Schüler war für das Frühjahr geplant, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Ein neuer Termin ist noch in der Abstimmung.

Imhoff: „Unsere Vorfahren hätten sich so etwas nicht vorstellen können, aber dieser Schüleraustausch soll dazu beitragen, dass unsere Kinder Freunde werden! Er wird dafür sorgen, dass so etwas wie am Bunker nie wieder passieren wird. Diese Geschichte, mit so viel Leid, so viel Verbrechen, so vielen Toten darf sich nicht wiederholen. Deshalb müssen wir erinnern, müssen bei Unrecht unsere Stimme erheben!“ Auch Chabrier mahnt: „Es ist fast ein Menschenleben, das uns heute von den tragischen Ereignissen trennt. Die Zeit der schrecklichen Konfrontation zwischen unseren beiden Nationen hat sich glücklicherweise gewendet, die Verbrüderung unserer beiden Länder ist längst Realität.“

Im Anhang: Fotos von der Kranzniederlegung und die Rede von Präsident Frank Imhoff.