Freitag, 27. Oktober 2023

Die Bremische Bürgerschaft übernimmt die Patenschaft für Stolperstein

Heute (27. Oktober) hat Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer den Stolperstein von Anna Stiegler in der Neukirchstraße in Findorff eingeweiht. Die Sozialdemokratin wurde am 30. Oktober 1947 als erste Frau nach der Neugründung des Landes Bremen in das Amt der Vizepräsidentin gewählt. Stiegler war kein neues Gesicht der Bremer Politik, sondern bereits von 1920 bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und der Auflösung der Landtage Abgeordnete.

Präsidentin Grotheer legt weiße Rosen nieder...

...an den Stolpersteinen von Anna Stiegler und ihrem Mann.

Die Einweihung des Stolpersteines erfolgte durch einen offiziellen Beschluss zur Übernahme der Patenschaft durch den Vorstand der Bremischen Bürgerschaft. Als Zeichen des Gedenkens legte Antje Grotheer weiße Rosen auf Anna Stieglers Stolperstein und dem ihres Ehemannes Carl Friedrich Stiegler, nieder. Beide Stolpersteine tragen die Inschrift „Im Widerstand/ SPD verhaftet 1935 ´Vorbereitung Hochverrat´".

Die Stolpersteine verweisen auf den aktiven Widerstand, den das Ehepaar gegen die Nationalsozialisten leistete. Anna Stiegler setzte die Parteiarbeit nach Auflösung der Bremischen Bürgerschaft 1933 im Geheimen fort. Sie unterstützte die Familien politischer Gefangener und verteilte Flugblätter. Nach ihrer Verhaftung im Jahr 1935 überlebte sie das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück und den Todesmarsch kurz vor Ende des Krieges. Die Geschichte der Parlamentarierin bewegt auch Antje Grotheer: „Ihre Geschichte erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Werte der Demokratie zu schützen und für sie einzustehen, selbst in den dunkelsten Zeiten."

Nach ihrer Wahl zur Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft setzte sich Anna Stiegler insbesondere für Sozial- und Friedenspolitik und Frauenrechte ein. Heute finden sich ihre Spuren in vielen Verbänden in Bremen: als Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bremen oder auch der Bremer Heimstiftung. Die wohl auffälligste Erinnerung bleibt der Stolperstein, der bereits im vergangenen Jahr (2022) in der Neukirchstraße 63 verlegt wurde.

Zur Info:
Insgesamt gibt es in Europa inzwischen mehr als 100.000 Stolpersteine – 760 davon in Bremen und 136 in Bremerhaven. Jeder Stein steht für einen Menschen, der im Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurde. Interessierte, die eine Patenschaft übernehmen möchten, können sich an den Initiativkreis Stolpersteine Bremen wenden: https://www.stolpersteine-bremen.de/unterstuetzung.php