Freitag, 08. November 2019

Gedenken Pogromnacht

Leopold Sinasohn aus Bremen-Nord, Dr. Adolph und Martha Goldberg aus Burgdamm, Heinrich Rosenblum in der Neustadt und Selma Zwienicki, in der Hohentorstraße – sie wurden in der Pogromnacht in Bremen ermordet. Und das war der Auftakt für den größten Völkermord, den Europa je erlebt hatte. Die Bremische Bürgerschaft mit vielen Abgeordneten, Präsident Frank Imhoff, Vertreter*innen des Senats, aus Gesellschaft, Verbänden, Kirchen, Unternehmen haben an die Pogromnacht vor 81 Jahren erinnert.

Aus Rücksicht auf den Schabbat in diesem Jahr am 8. November. „Viele jüdische Familien aus Bremen wurden damals ausgelöscht – mit einer Brutalität, einer Unmenschlichkeit vollstreckt, die mich sprachlos macht“, sagte Imhoff. „Wir haben nach dem Ende des 2. Weltkrieges versprochen, dass so etwas nie, nie wieder geschehen darf“, beteuert Imhoff.  Gerade nach  den Anschlägen von Halle gelte: „Wir müssen alle achtsam sein – das war unsere Aufgabe, das bleibt unsere Aufgabe – und sie ist heute fordernder denn je.“

Bevor der Landesrabbiner den Kaddish sprach, hat Dr. Miriam Weitman vom Schicksal ihrer Großmutter berichtet. Sie wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Zug quer durch Deutschland gefahren – ohne Essen, ohne Nahrung. Am fünften Tag starb ihre Großmutter – sie wurde einfach neben die Schienen geworfen. „Von einer zehnköpfigen Familie blieben nur noch vier übrig. Am Holocaust-Gedenktag entzünden die Juden sechs Gedenkkerzen zum Gedenken an die 6 Millionen Juden, die während des Holocausts ermordet wurden. Die 6 Kerzen erinnern mich auch an die sechs Opfer der Familie meines Vaters.“

Nach 65 Jahren entdeckte die Familie in Dokumenten, dass die Großmutter von britischen Soldaten beerdigt wurde - in einem Wald keine 90 min von Bremen entfernt vor Lüneburg. Heute hat die Familie hier einen Gedenkstein aufgestellt. „Ich freue mich, dass es heute viele Deutsche gibt, die verstehen, wie wichtig es ist, der Opfer zu gedenken und das Böse zu bekämpfen. Dass es heute wieder gutes Verhältnis zwischen der jüdischen Gemeinde in Bremen und den Landesbehörden gibt.“

Zum ersten Mal ist eine Jugendgruppe aus Murat zum Gedenken nach Bremen gekommen. Murat ist ein kleines Dorf in Frankreich, das nichts mit Bremen zu tun hatte - bis 1944 fast alle Männer des Ortes zum Bunker Valentin deportiert wurde. Nur wenige überlebten diese Tortur. Bremische Bürgerschaft und der Senat starten deshalb jetzt einen Jugendaustausch mit Murat. "Wir legen damit eine neue Grundlage in der Verbindung dieser beiden Städte. Wir sorgen jetzt dafür, dass eine neue Generation im Zeichen von Austausch und Völkerverständigung zueinanderfindet", erklärt Imhoff.

Ein Video der Veranstaltung finden Sie hier.

Die Reden finden Sie hier: