Dienstag, 19. Juni 2018

„Die Niederlande werden Deutschland helfen“

Bürgerschaftspräsident Christian Weber traf sich zu einem lebendigen und inhaltsreichen Meinungsaustausch mit dem Botschafter der Niederlande, Wepke Kingma, im Rahmen dessen Antrittsbesuches in Bremen im Haus der Bürgerschaft. Beherrschendes Thema des Gespräches, an dem auch Honorarkonsul Hylke Boerstra teilnahm: die von der Flüchtlings-Problematik dominierte deutsche Regierungskrise. Die Vermutung des Botschafters: Die Niederlande werden Deutschland helfen.

Botschafter Wepke Kingma trägt sich ins Gästebuch ein

Präsident Weber stand noch ganz unter dem Eindruck eines Besuches des Rates der Stadt Groningen am vergangenen Freitag in der Bürgerschaft, bei dem auch die Frage von Migration und Integration eine starke Rolle gespielt hatte. „Sie haben in den Niederlanden sehr vergleichbare Probleme wie wir“, gab er gegenüber seinem Berliner Gast, dem Botschafter, seinen Eindruck wider. Wepke Kingma berichtete, dass nicht die große Wanderungswelle seit 2015 für die aktuellen Probleme sorge, sondern die Situation der „Gastarbeiter“ aus der Türkei und Marokko, die Anfang der 70er Jahre gekommen sind, und deren Enkel-Generation sich jetzt schwer tut, einen Platz in der Arbeitswelt zu finden. „Wir haben leider auch Fehler in der Integration gemacht, am Anfang haben wir nicht genug Wert auf das Erlernen der niederländischen Sprache gelegt. So sind Parallelwelten entstanden.“ Begleitet werde diese Problematik durch eine schwierige Islamdiskussion, die auch in den Niederlanden rechte Populisten nach oben gespült hat.

In Europa sieht Botschafter Kingma die Niederlande in einer anstrengenden Position. „Durch den Brexit haben sich die Positionen verschoben. Viele kleine Länder haben Sorge vor einer Dominanz der Achse Paris-Berlin. Das ist gut, aber auch schwierig. Es sind sehr interessante Zeiten für einen Botschafter in Berlin. Grundsätzlich ist aber klar, dass die Niederlande sehr eng und vertrauensvoll mit der deutschen Regierung zusammenarbeitet.“

Bürgerschaftspräsident Christian Weber freute sich, mit dem niederländischen Botschafter einen offenen und direkten Gesprächspartner gefunden zu haben. „Mich begeistert, wie klar auch Ihr Ministerpräsident Rutte und Ihr Finanzminister die Entwicklungen in Europa ansprechen. Zum Beispiel die Forderungen nach klaren Finanzstrategien in Europa, also der Forderung, dass jedes Land zuerst einmal im eigenen Hause finanzpolitische Ordnung schaffen müsse“, erklärte Weber.