Montag, 05. November 2018

"Auf einmal bekommt das Leiden ein Gesicht"

Es waren eindrückliche Erfahrungsberichte, die Bürgerschaftspräsident Christian Weber heute (5.11.) zu hören bekam: Auszubildende der Volkswagen AG und polnische Berufsschüler hatten im Sommer zwei Wochen lang Internationale Jugendbegegnungsstätte Auschwitz besucht, um dort ehrenamtliche Arbeit in der Gedenkstätte Birkenau zu leisten. Um diese gemeinsame Zeit und das dort Erlebte zu reflektieren, gibt es ein gemeinsames Nachbereitungstreffen, in dessen Rahmen auch die heutige Begegnung im Parlament stattfand.

Christian Weber im Gespräch mit den Auszubildenden

Bericht von der Arbeit in Auschwitz

Seit 30 Jahren bietet VW für seine Auszubildenden das Projekt "Gedenkstättenarbeit" an. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern (in diesem Jahr aus den Standorten Emden, Wolfsburg und Osnabrück) und den polnischen Berufsschülern aus Bielsko-Bala soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre politische Urteilsfähigkeit, menschliche Toleranz und kulturelle Offenheit zu stärken. Bei der gemeinsamen Arbeit in der Gedenkstätte wurden unter anderem Original-Einrichtungsgegenstände restauriert und Häftlingskleidung konserviert.

"Auf einmal bekommt das millionenfache Leid ein Gesicht", berichtete eine der Auszubildenden dem Bürgerschaftspräsidenten. "Man hält ein paar Kinderschuhe in der Hand und fragt sich: Warum musste Dir das passieren?"
Christian Weber zeigte sich von der geleisteten Arbeit beeindruckt: "Die Zeitzeugen von damals sind bald nicht mehr da. Ich bin dankbar, dass Sie sich dieses schwierigen Ortes angenommen haben. Denn Ihrer Generation wird die Aufgabe zuteil werden, die Erinnerung wachzuhalten."

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass die Arbeit in der polnisch-deutsch gemischten Gruppe ihnen geholfen habe, Vorurteile abzubauen und trotz Sprachbarrieren zueinander zu finden. "Wir haben zusammen gelacht und zusammen geweint - und in diesen zwei Wochen sind wir Freunde geworden."

Das Projekt unter der Leitung des Internationalen Auschwitz Komitees, so das übereinstimme Fazit, war für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Bereicherung, die sie noch vielen anderen Menschen wünschen, denn "es gibt immer noch zu viele, die es nicht verstanden haben."