Dienstag, 27. September 2022

Eine Stadt für Alle: Barrierefreiheit im Zentrum

Anlässlich der aktuellen Diskussion zur Umgestaltung und Attraktivitätssteigerung der Bremer Innenstadt hat Bremens Landesbehindertenbeauftragter Arne Frankenstein im Juli gemeinsam mit dem Forum barrierefreies Bremen und der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau einen Fachtag im Haus der Bürgerschaft unter dem Motto „Eine Stadt für Alle: Barrierefreiheit im Zentrum“ durchgeführt.

Die rund 80 Teilnehmenden aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Behindertenverbänden und Interessenvertretungen haben dabei in Workshops die aktuelle Situation in der Bremer Innenstadt bewertet sowie vielfältige Vorschläge zur Herstellung von Barrierefreiheit und zur Weiterentwicklung der gleichberechtigten Teilhabe erarbeitet.

„Ich empfinde die Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen aktuell in der Debatte als unzureichend. Es braucht ein Bündel von Maßnahmen, um die Innenstadt inklusiv und barrierefrei zu entwickeln. Wir legen der Bürgerschaft und dem Senat deshalb heute Vorschläge vor, die eine Bearbeitung des Themas in seiner Vielschichtigkeit ermöglichen und in die hierzu bestehenden Prozesse integrieren soll“, so der Landesbehindertenbeauftragte.

Die Kernerkenntnis lautet: es genügt nicht, konzeptionelle Ideen auf Ihre Vereinbarkeit mit den Rechten und Interessen behinderter und älterer mobilitätsbeeinträchtigter Menschen zu prüfen, vielmehr braucht es eine grundlegende inhaltliche Ausrichtung an diesen im Rahmen einer integrierten Gesamtplanung von Anfang an.

Maßnahmen, die vorgeschlagen werden, sind die Erstellung eines Katasters zur Identifikation von Bestandsbarrieren nebst Abbaupotenzialen. Hinzukommen sollten zudem deutlich mehr inklusive Wohn- und Arbeitsangebote sowie Begegnungsräume bis hin zu einem Inklusionshotel in der Innenstadt.

Flankiert werden müssten die Maßnahmen nach Auffassung der Fachtagsteilnehmenden durch die Stärkung der Mitwirkungsrechte behinderter und älterer mobilitätsbeeinträchtigter Menschen an der Innenstadtgestaltung. Der Landesbehindertenbeauftragte und ein Vertreter des Landesteilhabebeirats sollten durch den Senat in alle Gremien entsandt werden, die den Prozess der Innenstadtentwicklung steuern und überwachen.

Auch Andrea Sabellek vom FORUM barrierefreies Bremen fordert, dass Barrierefreiheit von Anfang an mitgedacht werden müsse. „Ob es um die Zugänglichkeit von Geschäften oder Gastronomiebetrieben, um die barrierefreie Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem ÖPNV oder auch um die zeitweilige Zwischennutzung von öffentlichen Räumen und Plätzen geht, Barrierefreiheit steht oft nicht gerade im Vordergrund.“ Beispiel ist für sie die temporäre Umgestaltung der Obernstraße während der Umbauzeit der Brillkreuzung. „Wenn überhaupt wird erst gegen Ende des Planungsprozesses geguckt, dass die beschlossenen Maßnahmen ‚ja auch noch irgendwie barrierefrei sein sollen‘“, so Sabellek.

Arne Frankenstein hat die Dokumentation des Fachtags mit den entsprechenden Forderungen an die Politik und den Senat übergeben. Das Schreiben sowie die Dokumentation können hier heruntergeladen werden:

https://www.behindertenbeauftragter.bremen.de/themen/bauen-und-verkehr/eine-stadt-fuer-alle-barrierefreiheit-im-zentrum-37687