Dienstag, 12. Juni 2012

Untersuchungsausschuss befragt Reinigungsgutachter und Gesundheitsamt

Der Untersuchungsausschuss „Krankenhauskeime“ traf heute zunächst zu einer nicht öffentlichen Sitzung zusammen, um die Nachricht von letzten Freitag, nach der in einem Dosiergerät für Desinfektionsflüssigkeit eine mögliche Quelle der Keimvorfälle identifiziert worden ist, zu beraten. Der Ausschuss hat entschieden, am 29. Juni Prof. Dr. Martin Exner, den Sachverständigen von der Universität Bonn, auf den diese Erkenntnis zurückgeht, zu hören. Dies ist der erstmögliche Termin, zu dem Prof. Exner dem Ausschuss zur Verfügung steht. Der Ausschuss geht davon aus, bis dahin auch das noch ausstehende Ergebnis der genetischen Keimuntersuchungen zu kennen und zu wissen, ob die in dem Dosiergerät gefundenen Keime identisch sind. Die Senatorin wird daher nicht, wie bisher vorgesehen, am 21. Juni gehört, sondern nach der Vernehmung von Prof. Exner im Juli.

In seiner öffentlichen Beweisaufnahme hat der Ausschuss im Anschluss Ludwig Weber vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene, befragt. Weber hatte im Februar 2012 den Reinigungsdienst im Klinikum Bremen-Mitte begutachtet und eine Vielzahl fehlerhafter Verfahren aufgezeigt. Er ist auch für Schulungen des Reinigungspersonals herangezogen worden. Mit breiter Kenntnis über die in deutschen Krankenhäusern verbreiteten Reinigungsverfahren erläuterte Ludwig Weber dem Ausschuss die typischen Fehler und auch die verbreiteten Üblichkeiten bei der Reinigung, die nicht immer hygienischen Anforderungen gerecht würden oder auch unnötig kompliziert seien. Oftmals, so Weber, fehle es auch am notwendigen Grundwissen bei den Reinigungskräften. Regelmäßige Schulungen seien daher notwendig. Auch am Klinikum Bremen-Mitte habe er typische Fehler und unnötige Verfahren feststellen können. So sei die Verwendung von Einmalhandschuhen nur für einen Reinigungsschritt wenig verbreitet, aber absolut notwendig, wohingegen verschiedenfarbige Eimer und verschiedenfarbige Reinigungstücher für unterschiedliche Flächen durchweg üblich, aber sinnlos seien. Besser sei es, für jeden Reinigungsschritt ein neues Tuch zu verwenden. Zusammen mit Einmalhandschuhen sei man dann auf der sicheren Seite.

Den Leiter des Gesundheitsamts, Eberhardt Zimmermann, und den dortigen Referatsleiter Infektionsepidemiologie, Dr. Werner Wunderle, befragte der Ausschuss heute zum zweiten Mal. Es ging vor allem um den neuen Keimvorfall vom Mai 2012. Den Ausschuss interessierte darüber hinaus, ob dem Gesundheitsamt inzwischen das Reinigungsgutachten von Ludwig Weber bekannt ist. Wunderle verneinte eine offizielle Übermittlung. Kenntnis habe er aus dem Internet erhalten. Auch das Gesundheitsamt habe darauf hingewiesen, dass die Reinigung eine Schwachstelle bei der Krankenhaushygiene sein könnte. Nach Kenntnis des Gesundheitsamts werde im Klinikum auf die Feststellungen reagiert. Reinigungsstandards zu implementieren und ihre Einhaltung sicherzustellen, sei aber nicht die Aufgabe des Gesundheitsamtes, sondern der Klinik. Bestätigt sahen sich Zimmermann und Wunderle durch das Leidel-Gutachten, das eine zu geringe Personalausstattung des Gesundheitsamtes bei der Krankenhausüberwachung festgestellt hat. Eine Erhöhung der Zielzahlen des Gesundheitsamtes werde derzeit beraten, Ausschreibungen seien in Vorbereitung.

Von der Erkenntnis von Prof. Exner habe das Gesundheitsamt durch die Presse erfahren. Einen Anlass, unmittelbar tätig zu werden, habe es jedoch nicht gegeben, da die Station, in der der Biofilm in dem Gerät gefunden worden sei, leer stehe. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Keimbesiedlung im Mai 2012 in einem anderen Gebäude der Klinik könne es nicht geben; dort sei noch immer eher eine Person-zu-Person-Übertragung anzunehmen. Das betroffene Kind sei jedoch gesund und mittlerweile auch zu Hause. Insgesamt sei das Dosiergerät jedoch eine mögliche Infektionsquelle, die die Vorfälle auf der Neonatologie und auch das erneute Auftreten von Keimen in großer Zahl erklären könne. Die Klinik habe ihrerseits eine Überprüfung der Desinfektionsanlagen eingeleitet; welche Maßnahmen letztendlich notwendig seien, könne erst nach weiteren Untersuchungen entschieden werden. Es gebe zwischen Ressort, Gesundheitsamt und Klinik dazu eine enge Zusammenarbeit. Die Vielzahl von Erkenntnissen der letzten Monat abzuarbeiten und neue Strukturen und Verfahren einzuführen, werde die Arbeit der nächsten Monate prägen.