Freitag, 21. April 2017

Christian Weber in Haifa: Große Pläne und kleine Geste

Bürgerschaftspräsident Christian Weber hat bei seinem Besuch in Haifa die Investitionspolitik der Stadt als mutig und intelligent bezeichnet. Er wolle dafür werben, dass innovative Firmen und Startups im Land Bremen verstärkt ihren Blick auf Ansiedlungen und Kooperationen in der Partnerstadt Haifa richteten, sagte er im Gespräch mit Haifas Bürgermeister Yona Yahav. Dieser sagte Interessenten eine großzügige Unterstützung und Förderung zu.

Yona Yahav und Christian Weber

Christian Weber besucht ein jüdisch-arabisches Jugendorchester, das von der Haifa Art Foundation (mit Bremen) unterstützt wird

Jüngstes Projekt der Zukunftssicherung ist ein Forschungs- und Entwicklungspark für Medizintechnik und Gesundheit, in den öffentliche und private Geldgeber 200 Millionen Dollar in eine Hightech-Infrastruktur stecken. Das erste Gebäude ist so gut wie bezugsfertig. Haifa gilt als einer der wissenschafts- und technologiefreundlichsten Wirtschaftsstandorte weltweit und zieht immer mehr internationale Investoren an.

Während seines Aufenthalts überreichte Weber dem Bürgermeister eine Spende über 5.000 Euro. "Es ist nicht das ganz große Geld angesichts der jüngsten Brandkatastrophe, die Haifa erleiden musste, aber es ist eine Geste und die Gewissheit, dass wir an die Menschen in unserer Partnerstadt denken", betonte der Präsident. Bei dem Brand Ende vergangenen Jahres waren 1800 Wohnungen zum Teil oder vollständig zerstört worden. Weber kündigte weitere Hilfen an, etwa eine Aktion "Bremen pflanzt Bäume", um Teile der Stadt wieder zu begrünen.

In Tel Aviv traf Christian Weber mit dem deutschen Botschafter Clemens von Goetze zusammen. In dem Gespräch ging es um die Veränderungen in der israelischen Gesellschaft. Zu beobachten sei nicht nur eine starke Rückbesinnung der Juden auf ihre europäischen und deutschen Wurzeln, sondern eine Zunahme nationalistischer und religiöser Stimmungen auch bei jungen Leuten, berichtet von Goetze. Dass eine eigene Identität ("Ich bin Jude und deshalb bin ich in Israel") zunehmend betont werde, habe mit dem konstant spürbaren Druck von außen zu tun. Erstmals sieht sich Israel an seinen Grenzen von einer Großmacht bedroht. Russland steht an der Seite des Assad-Regimes in Syrien.

Auffällig in Israel ist ein ausgeprägter Wille zur Selbstbehauptung und Stärke, um die Existenz des Staates zu sichern. Den Eindruck von Weber, dass die Befürworter einer Zwei-Staaten-Lösung für Israel und die Palästinenser in der Defensive seien und die Toleranz für die Siedlungspolitik im Westjordanland wachse, bestätigte der Botschafter. "Das Problem Israels ist, dass es keinen Partner hat, der einen israelischen Staat wirklich akzeptiert", meinte der Bürgerschaftspräsident.