Christian Weber: Antisemitismus ist nie hinnehmbar und nicht entschuldbar
Ein Denkmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus ist am gestrigen 6. November auf dem neuen jüdischen Friedhof in Bremen eingeweiht worden. Der Oberrabbiner von Jerusalem, Schlomo Mosche Amar, enthüllte den Gedenkstein und sprach das Kaddisch-Gebet.
„Die heiligen Bücher in diesem Grab zeugen vom Tod jüdischer Menschen; sie berichten von den Millionen Männern, Frauen und Kindern, ermordet in Ghettos, Konzentrationslagern und durch Massenerschießungen“, lautet die Inschrift. Bürgerschaftspräsident Christian Weber erinnerte in der Trauerhalle daran, dass es in erster Linie die jüdische Bevölkerung gewesen sei, die den schlimmsten Zivilisationsbruch in der deutschen Geschichte erleiden musste. „Wir stehen in der Pflicht, sich unserer Vergangenheit zu erinnern – natürlich aus Anstand und Moral, aber vor allem aus der Verantwortung heraus, nicht zuzulassen, dass die Vergangenheit beschönigt wird, und zu verhindern, dass sie sich eines Tages wiederholt. Das Morgen darf nie wieder so werden wie das Gestern von 1933 bis 1945 war.“
Christian Weber zeigte sich beunruhigt darüber, dass der Antisemitismus gegenwärtig wieder grassiere – auch auf Straßen in Deutschland und an Gebäuden und Einrichtungen hierzulande. „Ich bin von Scham erfüllt, wenn ich höre, dass es bewaffneter Polizisten bedarf, um Juden während ihres Gebetes zu schützen. Es macht mich traurig und zornig, dass jüdische Kinder hierzulande ihre Schule verlassen, weil sie sich nicht mehr einschüchtern und beleidigen lassen wollen wegen politischer Entwicklungen im Nahen Osten.“
Die westlichen Gesellschaften seien wie selten zuvor extremistischen und terroristischen Bedrohungen ausgesetzt. Das mache die Situation der jüdischen Bevölkerung auch in Deutschland gewiss nicht leichter. Deshalb sei es umso wichtiger, sich der Verbundenheit und Nähe diesen Menschen gegenüber zu vergewissern, mit wachen Augen und offenen Ohren an ihrer Seite zu stehen. „Antisemitismus ist nie entschuldbar und hinnehmbar!“
Das neue Denkmal, so der Bürgerschaftspräsident, stehe als Mahnmal – nämlich in der besonderen Sensibilität gegenüber der jüdischen Bevölkerung nicht nachzulassen, zur Verantwortung und Verpflichtung zu stehen, das unermessliche Leid, das dem jüdischen Volk zugefügt wurde, nie wieder zuzulassen. „Indem wir unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern beistehen, sie und ihre religiöse Identität schützen, schützen wir am Ende auch uns selbst, unsere Freiheiten, unsere Werte, die für Mitgefühl, Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit stehen.“
Auf dem Denkmal steht ebenfalls der Satz: „Nie werden wir die Kämpfer gegen die Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg vergessen.“