Thursday, 27. January 2011

Bürgerschaft erinnert an Befreiung des KZ Auschwitz

Ehrengast und Zeitzeuge Siegfried Propper.

Bürgerschaftspräsident Christian Weber hat am 27. Januar 2011 vor Beginn der Landtagssitzung an die Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz vor 66 Jahren erinnert. Vor den Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft betonte er: „Im Bewusstsein unserer Schuld ist es unerlässlich, die Aufklärungs- und Erinnerungskultur aufrecht zu halten, aktiv zu pflegen - auch als Mahnung, menschenverachtende und rassistische Bestrebungen in unserem Land nachdrücklich zu bekämpfen. Gerade junge Leute sind aufgerufen, die Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust zu suchen, um das Schreckliche zu erfahren, das so schwer zu verstehen ist.“
Der Präsident weiter: „Vor 33 Jahren rüttelte der Vierteiler 'Holocaust - die Geschichte der Familie Weiss' die Fernsehzuschauer auf. Zuerst in den USA, dann in Deutschland. Der Historiker Saul Friedländer hat die Produktion als ‚Kitsch’ bezeichnet und sie gleichwohl verteidigt. Was zuvor nämlich Dokumentationen und Sachbücher nicht wirklich erreicht hatten, schaffte eine fiktive Familienserie auf Anhieb: Millionen von Menschen fühlten sich betroffen von Schicksalen aus der Vernichtungsmaschinerie der NS, von denen sie bis dahin angeblich nichts wussten.“ Heute beschäftige sich bereits die vierte Generation mit dem „Dritten Reich“ und dem Holocaust. Und es sei nicht mehr zu leugnen, dass die wesentlichen Teile der Gesellschaft in Deutschland damals die Führungsrolle der NSDAP weitgehend akzeptierten, wenn nicht sogar unterstützten.
Christian Weber: „Heute, am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, gedenken wir aller Opfer des Nationalsozialismus. Wir erinnern an die verfolgten und ermordeten Juden, an Sinti und Roma, an Kranke und Behinderte, an Homosexuelle und politisch Andersdenkende, an verfolgte Christen. Und wir erinnern an die Opfer einer willkürlichen Wehrmachtsjustiz, einer dem Unrecht verschriebenen Gerichtsbarkeit.“
Auf der Besuchertribüne begrüßte der Bürgerschaftspräsident Siegfried Propper, dessen Vater 1942 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde. 1937 in Bremen geboren, deportierten die Nazis den damals Siebenjährigen Propper mutterseelenallein nach Theresienstadt. Er überlebte und ist heute in der Nähe von Frankfurt zu Hause. „Mir sind noch seine beeindruckenden Worte im Ohr, die er am 9. November zum Jahrestag der Reichspogromnacht am Mahnmal in der Dechanatstraße in Bremen sprach: Hass sei kein guter Wegbegleiter für die Menschen; er verstelle den Blick für die wahren Dinge. Sein Plädoyer: Toleranz tut Not und Empathie für Leute, die vielleicht nicht so sind wie wir. Das kann ich nur ausdrücklich unterstreichen.“