Friday, 27. April 2018

Bürgerschaft zeigt die 68er - in Cartoons

Schah, Che, Ho Chi Minh, aber auch APO, Springer und Flower-Power: Es waren bewegende und bewegte Zeiten, als große Teile der 68er-Generation alles in Frage stellten. Sie pflegten mit Lust und Leidenschaft eine Anti-Haltung: Gegen Autoritäten, Hierarchien, Bürokratie und Demokratie. Privates wurde dem Politischen zugeordnet. 50 Jahre danach setzen sich 36 Zeichnerinnen und Zeichner mit den 68ern und ihrem Erbe auseinander – komische Kunst vom Feinsten.

Cartoon von Katharina Greve

Der große Soziologe Chlodwig Poth hat es früh nachgewiesen: Die 68er haben
es nicht leicht mit sich und den Nachgeborenen. In seiner präzisen sozialwissenschaftlichen Fallsammlung »Mein progressiver Alltag« legte er die Widersprüche zwischen den linken Theorien des antiautoritären Milieus und den Realitäten des kleinbürgerlichen Alltags schonungslos offen; seine richtungsweisende Langzeitstudie ist heute, 50 Jahre nach 1968, aktueller denn je.

1968 also. »Trau keinem über 30« war einer der prägnantesten Sprüche aus dem Parolenschatz dieser Zeit. Jetzt richtet sich das juvenile Misstrauensvotum gegen die 68er selbst: Ihre Revolte wird 50, längst sind sie im Rentenalter, haben Patina angesetzt, sind Geschichte. Jetzt müssen sich die Protagonisten der damaligen Jugendrevolte von den aktuell Jungen die Fragen gefallen lassen, die auch diese Ausstellung zeichnerisch zu beantworten versucht: Wie war das damals, was ist Mythos, was hat es gebracht, was bleibt?

"Die 68er in Cartoon" kann noch bis zum 15. Juni von Mo-Fr 10-17 Uhr (nicht an Plenartagen) im Haus der Bürgerschaft besichtigt werden.