Donnerstag, 13. September 2018

Bürgerschaftspräsident erkundet Bremer Traditionsunternehmen

Dass Bremen eine Stadt mit vielen Traditionsunternehmen ist, durfte der Bürgerschaftspräsident in der ersten Hälfte dieser Woche einmal mehr ganz persönlich erfahren. In Gesprächen bei der ArianeGroup, in der Werkstatt von Thein Brass OHG und beim SWB-Kraftwerk in Hastedt konnte Christian Weber nicht nur viel Neues entdecken, sondern sich auch mit den Lenkern von Bremer Traditionsunternehmen über die Hansestadt als Wirtschaftsstandort unterhalten.

(v.l.n.r.) Hanno Zeiler, Dr. Mathias Spude, Silan Schröder, Christian Weber, Dr. Jens Lassmann

Geschäftsführer Olav Brandt und Christian Weber

(v.l.n.r.) Peer Herbe, Jens-Uwe Freitag, Marcus Bol, Christian Weber

Am Montag (10.09) stand ein Rundgang über das Gelände der ArianeGroup an.  Die Verantwortung für die Entwicklung der Oberstufe und ihre Integration liegt traditionell in Bremen. „Quasi der wichtigste Teil der Rakete – nämlich der, wo am Ende die Satelliten drin stecken und der in den Orbit gelangt“, so Standortleiter Jens Lassmann. Seit Mitte der 60er-Jahre ist der ArianeGroup-Standort in Bremen Kompetenzzentrum für die Entwicklung von Trägerraketenstufen im europäischen Verbund. In der Oberstufe stecke nicht bloß das Gehirn, sondern sie sei auch der Teil der Rakete, der die exakte Aussetzung der Satelliten bestimme, so Lassmann.

Seit einigen Jahren wird in Bremen auch die neue Ariane 6 entwickelt und gefertigt. Diese ist 860 Tonnen schwer und besitzt im Gegensatz zum Vorläufermodell anstelle von zweien sogar vier Booster. „Der Weltraum ist ein Wirtschaftsraum“, erklärt Dr. Mathias Spude, Leiter für institutioneller Beziehungen der ArianeGroup. Auch hier seien Innovationen wichtig, damit Europa selbst in der Lage sei, sich von den USA unabhängig zu machen. Die Ariane 6 soll mindestens 40 Prozent günstiger sein als die Ariane 5 und zudem wesentlich flexibler einsetzbar werden. Am 16.07.2020 geht die erste Ariane 6 von Kourou aus ins All. „Ein sehr bedeutender Moment für Europa“, so Christian Weber. "Und wir dürfen nicht vergessen: Ein wichtiger Zugang zum Weltraum entsteht genau hier bei uns – darauf kann man als Bremer schon mal stolz sein."

Am Mittwoch (12.09) stand dann zunächst Thein Brass OHG auf dem Tagesplan. Schon 1971 begannen die Brüder Max und Heinrich Thein mit dem Entwickeln und Bauen von Blechblas- und Schlaginstrumenten. Seit drei Jahren sitzt das Unternehmen nun im Bremer Stadtteil Walle und hat mittlerweile 20 Mitarbeiter (davon sieben Auszubildende). Am Treffen mit dem Bürgerschaftspräsidenten nahm neben Max Thein außerdem Olav Brandt teil, der 2015 Heinrich Theins Position in der gemeinsamen Geschäftsführung übernahm. Markenzeichen der Thein Brass OHG sei die Vielfältigkeit. "Wir bieten Innovation, Ideen und Sensibilität“, so Max Thein. Das Unternehmen begleite Anfänger, Bläserklassen, vermittle Lehrer und preiswerte Instrumente. Musik sei etwas Vielseitiges, man könne es in jeder Altersklasse spielen und lernen. „Musizieren hat eine integrative Wirkung“, bestätigt Christian Weber. Auch er hat als Kind Posaune gespielt und ist bis heute überzeugt, dass das Erlernen von Instrumenten den Charakter eines Kindes maßgeblich fördert und formt.

Bei Thein Brass sind die Hände auch heute noch das wichtigste Werkzeug, davon durfte sich der Bürgerschaftspräsident bei einem abschließenden Rundgang durch die Werkstatt überzeugen. Die fertigen Instrumente werden weltweit versendet und gehen an viele international bekannte Künstler. Christian Weber zeigte sich beeindruckt: „Ein toller Beruf, der Ihnen sichtlich viel Freude bereitet. Ich kann Ihre Begeisterung verstehen - es ist faszinierend, was Sie hier produzieren.“

Schwerpunkt des Nachmittagsgespräches beim SWB-Kraftwerk in Hastedt war der Ausbau der Fernwärme für Bremen. Ziel sei es, bis 2050 ein CO2-freies Bremen zu ermöglichen, das die benötigte Wärme lokal erzeugen könne, berichtete Geschäftsführer Jens-Uwe Freitag „Fernwärme ist nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die SWB ein sehr attraktives Thema“. Neben Jens-Uwe Freitag nahmen unter anderem Marcus Bol, der Leiter des Kraftwerks Hastedt, sowie Peer Herbe, Teamleiter des Geschäftsfelds Wärme, am Gespräch und am Rundgang teil.

Auch wenn sich alle drei einen schnellen Umstieg von Kohle auf alternative Methoden wie Fernwärme oder Photovoltaik wünschen würden - es sei nicht ganz so einfach. „Wir haben nicht nur die technische Komponente, über die wir nachdenken müssen. Auch die soziale Seite, der Umgang mit dem Personal, das momentan am Kraftwerk beschäftigt ist, nimmt einen großen Teil der Planung in Anspruch“, erklärt Standortleiter Marcus Bol. Man wolle die Mitarbeiter aus dem Kraftwerk nicht verlieren, dafür müssten nun Nachfolgelösungen geschaffen werden. Ein solcher Umschwung passiere nicht von jetzt auf gleich.

Und dennoch: Innerhalb der SWB-Betriebe hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, die unter der Leitung von Peer Herbe die Entwicklung von Fernwärme in Bremen weiter vorantreibt. Momentan wird versucht, die bereits bestehenden Fernwärmeleitungen im Bereich der Universität mit denen in Hastedt zu verbinden. Diese 6,5 km lange Leitung soll bis Ende 2022 fertiggestellt sein.