Mittwoch, 17. Oktober 2018

Auftaktveranstaltung: „100 Jahre Frauenwahlrecht“

„Der Druck auf dieses Thema ist enorm“, sagt Bürgerschaftspräsident Christian Weber. Auch hundert Jahre später noch: Frauen-Quoten, Paritätische Besetzung, Teilhabe. Gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung in Bremen hat die Bürgerschaft den Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Wählen, wagen, winnen – 100 Jahre Frauenwahlrecht“ gemacht.

Bürgerschaftspräsident Christian Weber zur Frauenfrage

Dass der Druck etwas bewirkt, hat sich zum Beispiel bei der Schaffermahlzeit gezeigt, erklärt der Bürgerschaftspräsident. Beim traditionellen Brudermahl in Bremen sind nach jahrelangen Protesten inzwischen auch Frauen zugelassen. Selbst den Wirtschaftsbossen war es irgendwann zu peinlich gewesen, in Bremen immer auf die Frauenfrage angesprochen zu werden, berichtet Christian Weber.

Das alles war ein langer Weg: 1891 hatten die Sozialdemokraten als erste Partei das Frauenwahlrecht in ihr Wahlprogramm geschrieben. Knapp 30 Jahre später durften die Frauen die Bremer Nationalversammlung wählen - das war am 9. März 1919. Von den 200 späteren Abgeordneten waren 18 weiblich: ein Anteil von gerade mal 9 Prozent. Der Frauenanteil in Bremen blieb über viele Jahrzehnte auf diesem Niveau. Noch 1987 lag ihr Anteil bei 14 Prozent in der Bremischen Bürgerschaft. „Und oft waren Frauen nur für Frauen-Themen zuständig“, so Weber weiter.

Verglichen mit dem Bund und anderen Landtagen liegt Bremen mit einem Frauenanteil von inzwischen 34 Prozent auf Platz 6 – erklärt die Psychologin Uta Kletzing (Friedrich-Ebert-Stiftung). Auf kommunaler Ebene sei die Quote oft sehr viel schlechter – „das sind politische Ämter noch klassischer Ehrenämter“. Auch die unterschiedlichen Wahlsysteme sind für die Frauenquote verantwortlich, hat Kletzing analysiert: Bei einem Mehrheitswahlrecht würden im Durchschnitt nur 14 Prozent der Frauen das Rennen machen. Besser seien Wahlsysteme mit Listenwahlrecht. Kletzing fordert von den Parteien paritätische Besetzungen „nach dem Reißverschluss-Prinzip“. Die Wissenschaftlerin: „Die Frauenfrage dieses Jahrhunderts ist das Paritätsgesetz“.

Wichtig ist dem Bürgerschaftspräsidenten die Wahlbeteiligung: Bei der letzten Bürgerschaftswahl 2015 sind in Bremen nur 51% der Wahlberechtigten überhaupt zur Wahl gegangen. Weber: „Dafür haben die Frauen vor 100 Jahren nicht gekämpft.“


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