Thursday, 01. November 2018

Tagung: Novemberrevolution und Räterepublik 1918/19

Eine Revolution, die es nicht geschafft hat die Nazis zu verhindert und lange fast in Vergessenheit geraten ist? Bürgerschaftspräsident Christian Weber ist sich sicher: "100 Jahre später gibt es einen anderen Blick auf das Jahr 1918 und die Novemberrevolution, die die Demokratie gebracht hat". Eine Tagung der Bremischen Bürgerschaft in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv und der Historischen Gesellschaft Bremen ermöglichte interessante Einblicke in neuste Forschungen.

Bis heute gilt der Umbruch vor 100 Jahren als ein Meilenstein in der Geschichte der deutschen Freiheitsbewegung. Zusammenbruch und Niederlage, Revolution und Reform, Frieden und Neuordnung, Bürgerkrieg und Demokratischer Aufbruch: Die Ereignisse von 1918/1919 haben die deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt.

„Die Republik kam wie eine Sturzgeburt“, so Prof. Dr. Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchivs Bremen. Angespornt von Matrosen, die am Morgen des 6. November 1918 auf der AG Weser eintrafen und von den dortigen Arbeitern Unterstützung forderten, wurde in Bremen innerhalb von wenigen Tagen ein 230-köpfiger Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Dieser Aufstand mündete in eine Revolution, die das Ende der Monarchie bedeutete.

Die Tagung stand voll und ganz im Zeichen der Novemberrevolution, die bis heute Anlass zu Debatten und Kontroversen gibt. Neben Vorträgen über die Revolution in Hamburg, Oldenburg und Bremen, die Februarkämpfe und über weitere Aspekte der damaligen Ereignisse, referierte auch der Literaturwissenschaftler Dr. Hans Rudolf Wahl darüber, wie bedeutend Presse und Öffentlichkeit in den Jahren 1918/19 war und erklärte, dass die Presse den Nöten und Problemen der Menschen nur bedingt Aufmerksamkeit schenkte.

Die Veranstaltung schloss mit einem Vortrag des Historikers und Publizisten Dr. Wolfgang Niess, der die Bedeutung der Revolution als Bestandteil demokratischer Erinnerungskultur hervorhob. In seiner Rede betonte er, dass nicht der Bolschewismus die Alternative zur Weimarer Republik gewesen wäre: „Es wäre eine Chance gewesen der parlamentarischen Demokratie ein solideres Fundament zu geben“.

Angesichts der Tatasache, dass in der heutigen Zeit liberale und soziale Demokratien auf dem Prüfstand stünden und es Staaten in Europa gäbe, in denen Populisten Hochkonjunktur haben, sei es wichtig an die Revolution zu erinnern. „Lebendige Erinnerung an die Ereignisse von 1918/19 kann unseren Blick schärfen und es wird Zeit, sie zum festen Bestandteil unserer demokratischen Tradition zu machen“, so Dr. Wolfgang Niess.

Erst jetzt, 100 Jahre später könnten wir ohne Zorn und Eifer und ohne, dass wir in aktuellen politischen Zügen denken müssten und würden, über diese Revolution arbeiten und sie mit einem neuen Blick anschauen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „100 Jahre Weltgeschichte“ finden neben Tagungen außerdem Ausstellungen, Führungen und Seminare rund um die Ereignisse der Jahre 1918/1919 statt. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es HIER.