Donnerstag, 24. Januar 2019

Erzählen als demokratisches Angebot

Lenz und Grass und Bremen und der Landtag? Die beiden großen Schriftsteller der Nachkriegszeit waren nicht nur befreundet, sondern beide wurden auch mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Beide waren sehr politische Schriftsteller, für die Erzählen ein demokratisches Angebot war. Das zeigt die Diskussion in der Bremischen Bürgerschaft – auf Einladung von Präsident Christian Weber und dem Medienarchiv der Günter Grass Stiftung Bremen.

Harro Zimmermann (links) im Gespräch mit Heinrich Detering (Mitte) und der Moderatorin Silke Behl

"Neben Grass verliert Siegfried Lenz“, sagt Prof Heinrich Detering (Uni Göttingen). Lenz galt als der freundlichere Autor, mit dem man gerne spaziergehen würde. Erst bei seinen Recherchen ist Detering auf einen unveröffentlichten provokanten Roman gestoßen. Auch Prof Harro Zimmermann (Uni Bremen) hielt Lenz lange für viel zu konventionell, ein Autor „ohne Wagnis“. Daraus wurde für Zimmermann inzwischen einer der hellhörigsten und moralisch sensibelsten Autoren unserer Zeit.

Das wurde auch bei Franziska Mencz‘ Lesung aus “das Vorbild” und Lenz' Opus Magnum „Heimatmuseum“ deutlich. Und das zeigt auch die kommentierte Neuausgabe über das Werk von Siegfried Lenz, die Detering und Zimmermann herausgegeben haben und die in der Bremischen Bürgerschaft vorgestellt wurde.