Planungen für jüdische Kulturtage vorgestellt
Das „Forum zur Förderung des Jüdischen Lebens im Land Bremen“ ist am Mittwoch, 20. Januar 2021, zu seiner zweiten Sitzung zusammengekommen. Coronabedingt konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht wie geplant im Rathaus treffen, sondern tagten als Videokonferenz unter Leitung von Bürgermeister Andreas Bovenschulte, der gemeinsam mit Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff Schirmherr des Forums ist.
Bürgermeister Bovenschulte: „Trotz erschwerter Bedingungen ist seit der Auftaktsitzung im Juni vergangenen Jahres bereits einiges auf den Weg gebracht worden. So wurde auf Initiative Bremens ein Entschließungsantrag in den Bundesrat eingebracht, der die Verbesserung der Alterssicherung von jüdischen Zuwanderinnen und Zuwandern zum Ziel hat.“ Bovenschulte erinnerte an den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 9. Januar 1991, der es rund 220.000 Jüdinnen und Juden aus den Nachfolgestatten der Sowjetunion ermöglichte, als sogenannte „Kontingentflüchtlinge“ nach Deutschland einzureisen. „Die Lebensleistung dieser Menschen muss wahrgenommen und wertgeschätzt werden“, sagte Bovenschulte.
Bürgerschaftspräsident Imhoff: „Die Mitglieder des Forums haben seit der Auftaktsitzung viele unterschiedliche Impulse ausgearbeitet, die dazu dienen, das jüdisches Leben in Bremen und Bremerhaven sicht- und erlebbarer zu machen. Mir persönlich ist das besonders wichtig. Denn jüdisches Leben gehört zu unseren beiden Städten dazu - ganz selbstverständlich und ganz vielfältig. Unter Federführung der Bremischen Bürgerschaft werden wir ein neues Konzept für das Gedenken an die Reichpogromnacht erarbeiten, das seit vielen Jahren am 9. November am Schwarzen Stein stattfindet. Denn das Erinnern an die Gräueltaten, die vor mehr als 80 Jahren hier vor unseren Türen stattgefunden haben, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gerade weil wir immer weniger Zeitzeugen haben, sind neue und moderne Formen des Gedenkens wichtig, um junge Menschen zu sensibilisieren, dass sich so etwas nie mehr wiederholen darf.“
Grigori Pantijelew, stellvertretender Vorsitzender der jüdischen Gemeinde im Land Bremen, stellte erste Überlegungen für Jüdische Aktions- und Kulturtage vor, in deren Zentrum der 60. Jahrestag der Eröffnung der neuen Synagoge in Bremen am 30. August 1961 stehe. Der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen/Unterweser e.V. Hermann Kuhn erläuterte die Planungen für eine Vortrags- und Informationsreihe im Rahmen des Jubiläumsjahres „321 – 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“. Das Gesamtprogramm soll auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt werden.
Darüber hinaus haben die Senatorin für Kinder und Bildung, das Landesinstituts für Schule, die Jüdische Gemeinde Bremen und die Deutsch-Israelische Gesellschaft verschiedene Maßnahmen für den Bildungsbereich vorgestellt, durch die ein positives Bild des jüdischen Lebens in Bremen vermittelt und dem Antisemitismus entschieden entgegengetreten werden kann. So soll eine Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer und pädagogisches Personal mit Basiswissen zum Erkennen von Antisemitismus erarbeitet werden. Zudem werden Workshops, Unterrichtseinheiten, Fortbildungsmaßnahmen und Ausstellungen zum Thema Antisemitismus entwickelt und angeboten.
Weitere Themen der Videokonferenz waren Überlegungen zur Einrichtung einer Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus, Ideen zu einer interkulturellen Beratungsstelle in Kooperation mit Religionsgemeinschaften im Schulbereich sowie ein Sachstandsbericht zur Einrichtung einer qualifizierten Stelle für die Unterstützung, Betreuung und Teilhabe älterer und dementer Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Zudem legte der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Dr. Thomas Köcher, einen Zwischenbericht zur Erinnerungskultur und –arbeit im Land Bremen vor.
Die dritte Sitzung des Forums zur Förderung des jüdischen Lebens im Land Bremen soll unter Leitung des Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft am 23. Juni 2021 stattfinden. Das Forum wurde auf einen Beschluss der Bremischen Bürgerschaft nach dem Anschlag von Halle im Oktober 2019 von seiner bisherigen Form als Arbeitskreis beim damaligen Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber in einen festen Rahmen überführt. Es soll das jüdische Leben im Land Bremen fördern und durch Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur und Erinnerungsarbeit im Alltag sichtbar machen. Zudem soll es der Vernetzung der engagierten gesellschaftlichen Akteure dienen und über jüdische Religion und Tradition in Geschichte und Gegenwart aufklären.