Forum zur Förderung jüdischen Lebens tagt wieder in Präsenz
Das „Forum zur Förderung des Jüdischen Lebens im Land Bremen“ ist am Donnerstag, 14. Juli 2022, zu seiner vierten Sitzung zusammengekommen. Erstmals nach zwei Jahren konnte die Sitzung wieder in Präsenz im Bremer Rathaus stattfinden. Die vorangegangenen Sitzungen hatten Coronabedingt als Videokonferenz getagt. Die vierte Sitzung fand unter Leitung von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte statt, der gemeinsam mit Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff Schirmherr des Forums ist.
Bürgermeister Bovenschulte begrüßte zunächst die neuen Teilnehmer:innen des Forums. Das Gremium war auf Beschluss der Schirmherren um weitere Akteure erweitert worden. „Ich freue mich über das große Interesse und die Bereitschaft an einer Mitarbeit im Forum. Das zeigt, dass die Förderung jüdischen Lebens und der Kampf gegen Antisemitismus in Bremen und Bremerhaven eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von großer Relevanz ist“, sagte Bovenschulte. Darüber hinaus gab er einen Überblick über die zahlreichen Aktivitäten, die in den vergangenen Monaten in Bremen stattgefunden haben, um das jüdische Leben in der Stadtgesellschaft sichtbarer zu machen, u.a. die Ausstellung Jüdisches Leben im Rathaus oder die Stellungnahme Bremens im Bundesrat zur Umsetzung der EU-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus. „Unsere Arbeit hier im Forum trägt also Früchte. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam weitere Projekte und Initiativen ins Leben rufen oder unterstützen können, unter anderem im Bereich antisemitismuskritischer Bildungsarbeit“.
Bürgerschaftspräsident Imhoff: „Die Mitglieder des Forums haben trotz der widrigen Umstände durch Corona in den vergangenen Monaten viele Impulse eingebracht und umgesetzt, um das jüdische Leben und die Kultur in unserem Land sichtbarer zu machen." Er freue sich auch, dass unter der Federführung der Bremischen Bürgerschaft heute ein neues Konzept für das Gedenken an die Reichpogromnacht vorgestellt werden konnte. Zukünftig sollen mehr junge Menschen in die Vor- und Nachbereitung, aber auch in die Gedenkveranstaltung selbst einbezogen werden, die regelmäßig am 9. November am Schwarzen Stein vor dem Landherrnamt standfindet. "Neue und moderne Formen des Gedenkens sind neben Ritualen in der Erinnerungsarbeit wichtig, um junge Menschen zu sensibilisieren, dass sich so etwas nie mehr wiederholen darf“, sagte Imhoff. Dafür wolle die Bürgerschaft mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung Schulen in den Stadtteilen und Quartieren gewinnen, ein Projekt zu erarbeiten, das Bezug zur Reichpogromnacht hat.
Weitere Themen des Forums waren u.a. der Sachstand bei der Einbindung einer RIAS-Meldestelle für antisemitische Vorfälle in vorhandene Bremer Netzwerke. RIAS-Meldestellen gibt es bereits in mehreren Bundesländern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Antisemitismus zu dokumentieren und Betroffene niedrigschwellig und vertraulich zu unterstützen. Das Forum ist sich einig, dass eine angedachte einjährige Pilotphase für eine solche Meldestelle in Bremen schnellstmöglich mit allen Beteiligten umgesetzt werden soll, dabei soll auf bereits vorhandenen Netzwerke und Strukturen zurückgegriffen werden.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt beschäftigte sich mit Maßnahmen und Handreichungen zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen sowie bildungspolitische Arbeit, um die Vielfalt jüdischen Lebens auch im Unterricht zu verankern. Unter anderem soll innerhalb dem Kompetenzzentrum Interkulturalität in der Schule am LIS eine Kompetenzstelle „Zusammenleben in der Schule“ etabliert werden, die Schulen präventiv berät, als Fachstelle für
den Umgang mit interreligiös konnotierten Konflikten fungiert und mit den verschiedenen Weltanschauungs- und Religionsgemeinschaften gut vernetzt sein und vertrauensvoll zusammenarbeiten soll.
Die neue Vertreterin Bremens, Sara Witt, berichtete darüber hinaus über die Arbeit in der „Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und zum Schutz jüdischen Lebens“.
Die nächste Sitzung des Forums zur Förderung des jüdischen Lebens im Land Bremen wird voraussichtlich Ende 2022 stattfinden. Das Forum wurde auf einen Beschluss der Bremischen Bürgerschaft nach dem Anschlag von Halle im Oktober 2019 von seiner bisherigen Form als Arbeitskreis beim damaligen Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber in einen festen Rahmen überführt. Es soll das jüdische Leben im Land Bremen fördern und durch Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur und Erinnerungsarbeit im Alltag sichtbar machen. Zudem soll es der Vernetzung der engagierten gesellschaftlichen Akteure dienen und über jüdische Religion und Tradition in Geschichte und Gegenwart aufklären.