Mittwoch, 25. Januar 2012

Yona Yahav vor den Abgeordneten: In Haifa steht der Leuchtturm des jüdischen Volkes

Der Oberbürgermeister von Haifa, Yona Yahav, spricht als Gast im Parlament

Erstmals hat heute (25. Januar) ein hochrangiger politischer Vertreter aus dem Staate Israel in einer Plenarsitzung der Bremischen Bürgerschaft zu den Abgeordneten gesprochen. „Der Stadt Haifa kommt in der Entstehungsgeschichte des Staates Israel eine wichtige Rolle zu. Im Hafen von Haifa landeten die Menschen, welche den Holocaust überlebt hatten. Haifa ist der Heimathafen des jüdischen Volkes. In Haifa nahm der zionistische Traum Form an - als ‚Staat des jüdischen Volkes’. Hier steht der Leuchtturm des jüdischen Volkes, das in seine Heimat zurückfand, der Leuchtturm, dem die Schiffe zusteuerten, auf deren Deck sich all diejenigen drängten, die es geschafft hatten, nach Hause, ins Land der Väter, in den Staat Israel zurückzukehren“, sagte Yona Yahav zu Beginn der 12. Landtagssitzung. Yona Yahav ist Oberbürgermeister von Haifa, Bremens Partnerstadt. Der Gast aus Israel redete anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar.

Der Oberbürgermeister: „In der Menschheitsgeschichte findet sich kein Beispiel, das den Gräueln dieser finsteren, dunklen Jahre vergleichbar wäre. Doch wir konnten dieser ungeheurlichen Katastrophe, der ein Drittel unseres Volkes zum Opfer fiel, entrinnen. An den Flammen, die aus den Ghettos und Vernichtungslagern aufstiegen, wurde die Fackel der Freiheit des jüdischen Volkes entzündet. Aus der Asche von Auschwitz und Treblinka, aus den Tränen und Schreien, die aus den Eisenbahnwaggons und Gaskammern der Vernichtungslager aufgestiegen waren, wurde der Staat Israel geboren.“ Seinem Volk sei es gelungen, aufzustehen, sich aufzuraffen, Mut zu fassen und einen modernen demokratischen Staat zu errichten, eine starke, gut ausgebildete Armee aufzustellen, die sich durch moralische Verpflichtung und innere Stärke auszeichne und helfe, allen Prüfungen standzuhalten.

„Die Jahre vergehen und die Reihen derer, die den Holocaust überlebten, lichten sich, doch die kollektive Erinnerung des jüdischen Volkes und eines jeden von uns gestatten uns, der zweiten und dritten Generation und denen, die nach uns kommen, nicht, die Gräuel der Holocaustzeit zu vergessen. Wir sind hier, um uns zu erinnern und um daran zu erinnern. Nicht vergessen und nicht verzeihen“, betonte Yona Yahav.

Bürgerschaftspräsident Christian Weber begrüßte die Delegation aus Haifa: „Es ist eine große Ehre für uns, dass Sie den nach wie vor schmerzen- und tränenreichen Weg zu uns gefunden haben.“ Zwischen Juden und Deutschen könne es keine Vergebung geben. Aber: "Bemühen wir uns weiter um Versöhnung - die Voraussetzung für eine gemeinsame Zukunft!“ Christian Weber zeigte sich beschämt darüber, dass in Deutschland Antisemitismus unverändert weit verbreitet sei - und zwar bis in die Mitte der Gesellschaft hinein. Er fügte hinzu: „Den Menschen, deren Leben die Nationalsozialisten auf bestialische Weise auslöschten, insbesondere unter unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, und den Menschen, die dem Terror in letzter Minute entkamen, sind wir es schuldig, der Aggression von Neonazis den Nährboden zu entziehen. Rechtsextremismus und Antisemitismus bilden eine Gefahr für Mensch und Demokratie. Sie bedrohen die Basis einer humanen Gesellschaft, in der Menschenrechte und Menschenwürde höchsten Schutz genießen. Wir müssen wachsam und wehrhaft bleiben.”