Donnerstag, 31. Mai 2012

Untersuchungsausschuss hört Kinderärztin und GeNo-Geschäftsführerin

Der Untersuchungsausschuss „Krankenhauskeime“ setzte heute, 31. Mai, seine öffentliche Beweisaufnahme fort. Am Vormittag vernahm der Ausschuss Dr. Heidrun Gitter, leitende Oberärztin der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie am Klinikum Bremen-Mitte (KBM). Am Nachmittag sagte die neue Vorsitzende der Geschäftsführung Von Gesundheit Nord (GeNo), Jutta Dernedde, vor dem Ausschuss aus.

Frau Dr. Gitter betonte, dass jede ärztliche Maßnahme Risiken berge. Diese bezögen sich nicht nur auf die rein medizinische Behandlung, sondern auch auf die Gefahr von Infektionen als Folge der Behandlung. Deswegen umfasse jede ärztliche Entscheidung auch die Abwägung zwischen den Gefahren, denen der Patient ohne Behandlung oder durch eine an einem weniger spezialisierten Krankenhaus ausgesetzt sei und den Risiken, die zur Zeit am KBM möglicherweise entstünden. In diesem Zusammenhang müsse auch über die zum damaligen Zeitpunkt verständliche Schließung der allgemeinen Geburtshilfe nunmehr neu nachgedacht werden, sofern bauliche Zusammenhänge mit den Keimvorfällen nicht wahrscheinlich seien. Die Versor-gungsqualität des KBM leide erheblich unter dem Kompetenzverlust, der im Falle einer längeren Schließung drohe. Bereits jetzt sei die Versorgung von Neugeborenen mit Fehlbildungen, für die die Klinik in Teilen ein deutschlandweites Kompetenzzentrum sei, gefährdet. Zu Personalplanungen befragt, stellte Frau Dr. Gitter klar, dass eine verantwortliche Stationsplanung ausreichend Personal berücksichtigen müsse, ihr dies aber auch immer gelungen sei. Sei dies hingegen nicht möglich, gebe es auch das Mainzer Beispiel, bei dem ein Chefarzt eine Stationsschließung vorgesehen habe.

Auch Frau Dernedde bestätigte, dass der pädiatrische Bereich am KBM derzeit in einer sehr schwierigen Situation sei. Es habe bereits Gespräche über die Möglichkeit einer Wiedereröffnung  der allgemeinen Geburtshilfe am KBM gegeben, doch habe der aktuelle Keimfund diese Überlegungen zunächst in den Hintergrund treten lassen. Neben Fragen zu diesem aktuellen Vorfall in der Kinderklinik wollte der Ausschuss mit Frau Dernedde organisatorische Fragen der GeNo und der Kliniken klären. Dazu gehöre eine Überarbeitung des Konzepts der standortübergreifenden Zentren, das eher auf einen Einheitsbetrieb zugeschnitten sei. Auskunft erbat der Ausschuss weiterhin über den Stand der Umsetzung des 10-Punkte-Maßnahmenplans zur Kranken-haushygiene und zur Zukunft des Hygieneinstitut am KBM. Das Institut bekommt zum 1. Juni mit Herrn Eikenberg einen neuen Leiter, der als Nachfolger des zur Zeit noch beurlaubten Dr. Kappler tätig sein wird und über die geforderte Qualifikation als Krankenhaushygieniker, sprich: Arzt für Hygiene und Umweltmedizin verfügt. Das Institut solle durch den neuen Leiter neu aufgestellt und künftig als Kompetenzzentrum weisungsunabhängig von den Geschäftsführungen der Krankenhäuser tätig werden. Auch die Ausbildung weiterer Hygienefachleute durch das Institut sei in Planung.

Seit dem Auftauchen eines Gutachtens des Freiburger Beratungszentrums für Hygiene über Mängel bei der Reinigung besteht auch bei den Ausschussmitgliedern noch immer der Verdacht, dass ein Zusammenhang mit den Keimvorfällen bestehen kann. Frau Dernedde erklärte, dass ihr dieses Gutachten bei ihrem Amtsantritt zugänglich gemacht wurde. Sie habe sich damals bestätigen lassen, dass auf der Fachebene des Reinigungsbereichs der GND die Erkenntnisse des Gutachtens in Bearbeitung seien. Aktuell könnten Zusammenhänge zu den Keimvorfällen nicht festgestellt werden, da alle bisherigen Umgebungsuntersuchungen negativ ausgefallen seien.